Transforming Tate Modern, London

Schichten der Landschaft

Details
Kunden
Tate Modern
Typus
Platz
Kollaboration
Herzog & de Meuron, Basel
Entwurf
2010 - 2015
Realisierung
2015 - 2016
Status
Realised
Fläche
13 800 m²
Land
Vereinigtes Köngreich
Der Erweiterungsbau auf der südlichen Seite des Hauptgebäudes der Tate Modern hatte zur Folge, dass auch der Raum rund um das Museum umstrukturiert werden musste. Der Landschaftsentwurf verbindet die verschiedenen bereits bestehenden und neuen Elemente des Ortes und betont gleichzeitig ihre räumlichen Unterschiede. Vier Bereiche werden definiert, die sich als Ensemble auf die vier Seiten des Gebäudes beziehen; diese sind miteinander verbunden und dennoch von unterschiedlichem Charakter.

Das Konzept verankert den Ort in der Geografie der Stadtlandschaft und erzählt gleichzeitig von dessen industrieller Vergangenheit. Diese Dualität manifestiert sich im nördlichen Teil, auf der Uferseite der Themse, in einem dichten urbanen Birkenwald – eine Baumart, die typischerweise auf Industriebrachen wächst, oftmals in Flussnähe. Der südliche Teil bezieht sich ebenfalls auf die industrielle Vergangenheit, enthüllt aber gleichermassen die dem Ort zugrunde liegende Geologie.
Diese Aspekte werden durch die Materialität und Form der beiden wichtigsten strukturierenden Elemente verkörpert: Der robuste Charakter der Oil Tank Wall – ein oberirdisches Abbild der bestehenden unterirdischen Öltanks – kontrastiert mit der kurvenförmigen Embankment Wall, einer langen, abgeschrägten Formation mit grobkörniger Oberflächentextur und gewelltem Profil. Die vor Ort abgebauten Flintsteine, die in den Beton eingegossen sind, spiegeln dabei die Sedimentschichten des Flussbetts der Themse wider.

Um die gewünschten physischen Eigenschaften in einen gebauten Gegenstand zu übersetzen, war ein langsamer, komplexer und sorgfältig durchgeführter Prozess notwendig, der an alchemistische Experimente erinnert. In einer Reihe von Versuchen im Massstab 1:1 wurden die Zusammensetzung der Materialien und die Prinzipien der Schichtung ausgelotet, aber auch die Belastbarkeit und die Möglichkeiten unterschiedlicher Giessverfahren getestet. Die Versuche resultierten in einem Betongiessverfahren, das so weiterentwickelt wurde, dass es sich auch vor Ort realisieren liess.
Beim gebauten Projekt, bei dem die Embankment Wall durch eine bepflanzte Böschung ersetzt wurde, tritt die Oil Tank Wall als zusätzliche geologische Schicht der Stadt London zutage. Sie formt grosse kreisförmige Terrassen und kann unterschiedlich gelesen werden: entweder als ein gegen die Flut errichteter Damm aus massivem Stein oder als ein vom Wasser geformter Teil der Landschaft. Die Mauer implementiert einen lokalen Horizont und vermittelt zwischen dem Massstab des Gebäudes und demjenigen der Stadt.